IDC und IE – der Weg zum Tauchlehrer

Der IDC, das ist der Instructor Developement Course, also der Kurs, in dem man auf die Instructor-Prüfung  (Tauchlehrer-Prüfung) vorbereitet wird. Diesen Kurs habe ich im Tauchsportzentrum Stuttgart bei Volker Sass absolviert. In diesem Kurs lernt man eine Menge Theorie und übt im Schwimmbad und im Freiwasser, wie man später Tauchschüler unterrichtet. Ausserdem wird man ganz beiläufig auch noch EFR-Instructor, was im Grunde bedeutet, dass ich nun auch Erste Hilfe (wie z.B. für den Führerschein bei den Maltesern oder beim Roten Kreuz) ausbilden darf. EFR (Emergency First Response) ist die Amerikanische Version davon.

IE – das ist das Instructor Exam, ein zweitägiges Prüfungsprogramm, von dem ich nun berichten werde.

Nachdem ich die ganze Woche lang abends Theorie gepaukt hatte, legte ich am 14.10.2016 alle Bücher weg und packte meine Tauchutensilien ins Auto. Der Audi sollte für die nächsten zwei Tage mein Wohnzimmer sein, denn ich musste alles griffbereit haben, um jederzeit an mein Equipment und an meine Unterlagen kommen zu können. Also startete ich mit zwei Kisten voller Tauchausrüstung, zwei Rucksäcken mit Theorie-Unterlagen und einer Laptop-Tasche nach Fulda, wo die Prüfung stattfinden würde.

Freitag Abend checkte ich in einem günstigen AirBnB ein und düste noch nach Fulda, um dort zu Abend zu essen. Nach einer Sushi-Platte fuhr ich zurück, als ich ein altes Gemäuer auf einem Berg entdeckte. Ich fuhr hin, fand einen schönen alten Friedhof und setzte mich dort eine Weile hin, um einfach ein bisschen zur Ruhe zu kommen.

Samstag Morgen um halb sieben klingelte der Wecker. Ich musste um acht Uhr bei der Tauchbasis zum Orientation Meeting erscheinen. Die Tauchlehrer vom Fuldaer Tauchtreff waren unglaublich nett und auch die anderen Instructor-Kandidaten waren sehr offen und freundlich. Um acht Uhr sassen wir dann alle ganz angespannt in dem Unterrichtsraum. Robby, der Course Director, der uns die Prüfungen abnehmen sollte, stellte sich vor und erläuterte und den Ablauf der nächsten zwei Tage. Um neun Uhr ging es mit der Theorie-Prüfung los. Zunächst 1,5 Stunden für die PADI „Standards and Procedures“-Prüfung, danach 1,5 Stunden für die Theorieprüfung bzgl. Equipment, Physik usw. Als ich nach der zweiten abgelegten Prüfung wieder in den Unterrichtsraum kam, winkte mich Robby nach vorne. Er ist wirklich ein Meister des Pokerface. Man versuchte, seiner Mimik zu entlocken, ob man bestanden hatte, oder nicht – aber keine Chance. Erst in dem Moment, als er mir die Hand entgegen streckte und sagte „herzlichen Glückwunsch, Du hast die Theorie bestanden“, fiel mir der erste Felsen vom Herzen. Zumal ein anderer Kandidat die Prüfung nicht bestand und erstmal betreut und aufgemuntert werden musste und ein anderer Kandidat eine Teilprüfung nochmals nachschreiben musste.

Nachdem alle ihre Prüfung geschrieben hatten, ging es sofort weiter zum Schwimmbad in einen Nachbarort. Also alles rein ins Auto, hin zum Schwimmbad, Equipment schnell ausladen, umziehen und für die Praxisprüfung im Schwimmbad vorbereiten.

Die Praxis-Prüfung gestaltete sich so, dass man einen „Divemaster“ als Assistenten hatte und zwei „Tauchschüler“ (alles IE-Kandidaten). Denen musste man eine der 24 Übungen aus dem Beginner-Kurs (meist unter Wasser) präsentieren und sie mussten es dann korrekt nachmachen. Die Krux daran ist, dass man die Übungsabläufe eins zu eins umsetzen musste, weil sonst die Übung nicht als vollständig gilt und man eine Wiederholungsübung machen muss. Schafft man die zweite auch nicht, ist man durchgefallen. Bei mir war es die Übung CESA, der Controlled Emergency Swimming Ascend, eine heikle Übung bei der man viel falsch machen kann. Im Grunde geht es darum, dass man sofort erkennt, wenn der Schüler etwas falsch macht und ihn dann korrigiert. (Der Course Director gibt den „Schülern“ heimlich vor, was sie falsch machen sollen und man muss es dann erkennen. Immerhin kann es ja in der Realität ums Überleben gehem, wenn etwas falsch gemacht wird).

Nach dieser Übung mussten wir noch 5 der 24 OWD-Übungen demonstrieren, damit beurteilt werden kann, ob wir sie präsentationsreif beherrschen. Der Course-Direktor gibt von der Oberfläche aus die Anweisungen. …..Auch diesen Teil der Prüfung hatte ich dann bestanden. Ich sag nur  -Pokerface.

Nachdem alle Prüflinge über den Stand der Dinge informiert waren, fuhren wir wieder zurück zur Tauchbasis nach Fulda. Dort hatten wir ein paar Minuten Zeit, um einen Vortrag zu einem Vorgegebenen Thema vorzubereiten. Bei diesem Vortrag werden verschiedene Komponenten bewertet, wie z.B. die Flüssigkeit des Vortrages, Korrektheit der Informationen, verwendete Lehrmethoden usw. – Pokerface  –  5,0 von 5,0 Punkten – Strike!!

Um 18 Uhr waren wir dann am Ende des ersten Prüfungstags angelangt und verabredeten uns zum Essen beim Asiaten. Die Tauchlehrer kamen auch mit und gaben uns noch viele nützliche Tipps für den kommenden Tag. Um 22 Uhr kam ich dann endlich zu Hause an, setzte mich aufs Bett und bereitete noch die Prüfung des folgenden Tages vor und übte Knoten knüpfen, da ich wusste, dass einer der Kandidaten dies als Aufgabe hatte und es sein konnte, dass ich seinen „Schüler“ spielen musste.

Sonntag 16.10.2016 starteten wir um acht Uhr Richtung Singliser See, ca. 80 km von Fulda, um die Praxisprüfungen im Freiwasser abzulegen. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass ein deutscher See im Oktober nicht zu den wärmsten Gewässern auf Gottes Erdboden gehört. Ich hatte einen 7mm Halbtrockenen Tauchanzug dabei, der hält die Kälte zumindest ein wenig ab. Das Gesicht friert einem trotzdem fast weg… Zunächst mussten wir eine Übung aus dem „Rescue Diver“ präsentieren: „Bewusstloser Taucher an der Oberfläche/Kontakt herstellen/ Hilfe rufen/beatmen und schleppen und währenddessen die Tauchausrüstung des Opfers und die eigene Ausrüstung im Wasser ablegen.“ Die Übung klappte gut, sodass ich optimistisch für den Rest war.

Insgesamt waren wir noch sieben Prüflinge, wovon vier sich kannten und die Übungen gemeinsam präsentieren durften. Mir blieben noch zwei andere Mädels, die ich nicht kannte. Da wir ja für die Übungen immer zwei „Schüler“ und einen „Divermaster“ benötigten, überlegten wir uns, wie wir das lösen. Eine der zwei Mädels, die bereits vor ein paar Wochen durch die Prüfung gefallen war und laut eigener Aussage die Übungen nicht konnte, bat uns zwei anderen, dass wir sie nicht als „Schüler“ nehmen sollen, damit sie die Übungen nicht präsentieren muss. Das ärgerte mich ziemlich, da wir uns alle vorbereitet hatten und alle Bammel vor den Prüfungen hatten. Ich sagte zunächst, dass ich das nicht einsähe. Sie meinte dann, ich sei unkameradschaftlich, zumal sie ja schonmal durchgefallen sei. Also lies ich mich breitschlagen und sagte ihr, sie könne bei allen Übungen den „Divemaster“ spielen (der muss nämlich nichts machen, nur dabei sein). Ich bin mir heute noch nicht sicher, ob Robby –  der Course Director – das bemerkte oder es sich zumindest denken konnte. Beim Briefing sagte er so beiläufig, er könne ja den „Divemaster“ spielen, auch wenn er nebenher benotet. Das war für mich eine gewisse Genugtuung. Dann war ich schon nicht schuld….

Es ging also los…zunächst wurde das vorbereitete Briefing für die Prüfung angehört und bewertet. Dann ging es auf eine Plattform ca. 6m unter Wasser, wo wir die Übungen mit den „Schülern“ demonstrieren mussten. Oh, wie habe ich gelitten! Das war erst der zweite Tauchgang in einem See. Der zweite Tauchgang in diesem super-anstrengenden 7mm-Tauchanzug, der zweite Tauchgang in Arscheskälte, der zweite Tauchgang in Süsswasser. Und ich hatte zu wenig Blei dabei!! Es hat mich nach oben gezogen, sodass ich mehr damit beschäftigt war, auszuatmen, als sonst irgendwas zu machen. Zum Glück war an der Plattform ein Geländer, sodass ich mich festhalten konnte und mich mit den Flossen festklemmen  konnte. So absolvierte ich die Übungen mit Ach und Krach und kam völlig frustriert wieder an die Oberfläche.

Wir legten das Equipment ab, zogen uns unsere Kleider an und bereiteten das Debriefing vor. Dann kam der große Moment. Alle standen im Kreis und wir mussten einzeln zu Robby hin, der auf dem Kofferraum seines Wagens sass, uns die letzten Noten verteilte, ein paar Worte mit auf den Weg gab und uns mitteilte, ob wir bestanden hatten. Vier waren vor mir dran, dann war ich an der Reihe. Pokerface.  Er meinte dann mit einem Schmunzeln „man merkt, dass Du sonst in wärmeren Gefilden tauchst, aber trotzdem zweimal vier von fünf Punkte“ (man musste mehr als 3,5 Punkte haben).

Gratulation, Du hast BESTANDEN!!!

Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben solch eine anstrengende Prüfung über solch einen langen Zeitraum absolviert. Naja, ich glaube nicht – ich weiß….

Zunächst war mir zu kalt zum Freuen. Wir umarmten uns erstmal alle rund herum und gingen noch einen Kaffee zusammen trinken. Dann fuhr ich gen Stuttgart nach Hause. Und die Freude kam mit jedem Kilometer.

ICH BIN TAUCHLEHRERIN!!!