Deepdive-Scenario

Nachdem Martin schon vor ein paar Tagen vor einem Tauchgang sagte, „geh ruhig mal alleine auf 40 Meter Tiefe, wir bleiben weiter oben“, und das recht gut geklappt hat, war heute die offizielle Version des Deepdive-Szenario angesagt. Nebenbei gesagt ist es beim Tauchen so, dass ab ca. 30 Metern Tiefe ein Tiefenrausch eintreten kann. Das kann bis zur Euphorie gehen, bei der sich ein Taucher den Atemregler aus dem Mund reißt, weil er glaubt, dass er auch ohne atmen kann. Oder er geht aus Begeisterung tiefer und tiefer und ist schwer zu über reden, wieder höher zu gehen. Deshalb ist es wichtig, einen Tieftauchgang sehr bewusst und konzentriert anzugehen.

Zu dritt zogen wir also los. Martin packte eine zusätzliche Luftflasche unter den Arm, durch die wir noch zusätzlich Luft hatten. Diese sollte später beim Tauchgang ihren Zweck  erfüllen. Auf 38 Metern angekommen, musste ich mit dem Kompass navigieren und wieder an den Ausgangspunkt zurück finden. Wir tauchten so vor uns hin und suchten Putzerstation, bis wir dann in 5 Metern Tiefe einen Sicherheitsstopp machten. Die besondere Herausforderung dabei war, dass wir fünf Minuten nur über einen einzigen Atemregler (von der Ersatzflasche) geatmet haben. Genauer läuft das so ab, dass jeder seinen Atemregler aus dem Mund nimmt, und der Atemregler der Ersatzflasche herum gegeben wird. Man nimmt zwei Atemzüge und gibt dann den Atemregler an den nächsten weiter und atmet währenddessen nur aus, bis man wieder an der Reihe ist.  Um ehrlich zu sein, hatte ich vor dieser Übung ziemlich Respekt und sie hat mir eine halbe schlaflose Nacht eingebracht, weil ich Angst vor dem Moment hatte, einatmen zu wollen und es nicht zu können, weil ein anderer gerade noch den Atemregler im Mund hat. Gleichzeitig muss noch darauf geachtet werden, dass man gut tariert, damit man nicht hoch oder runter sinkt, weil der Sicherheitsstopp zwischen vier und sechs Meter Tiefe gemacht werden muss. Glücklicherweise hat alles gut geklappt und ich bin ehrlich gesagt ziemlich stolz darauf, weil ich eine meiner Ängste ueberwunden habe.

Beim zweiten Tauchgang heute hatten wir das Thema „guiden“ und Problemerkennung. Guiden ist nicht so einfach, wie es sich auf den ersten Blick anhört. Es kann zu vielfältigen Problemen unter Wasser kommen und als Tauchguide muss man die geführten Taucher im Blick behalten, falls es zu einer Notsituation oder anderem kommt. Am sinnvollsten ist natürlich Prävention, also gute Tauchgangsplanung und versuchen, Probleme zu erkennen, bevor sie richtig ernst werden. Außerdem verlassen sich die geführten Taucher mehr oder minder darauf, dass der Guide in jeder Situation weiss, was zu tun ist. Da ist es erstmal zweitrangig, ob man erfahrene Taucher hat oder Anfänger. Denn selbst erfahrene Taucher können viel Blödsinn unter Wasser machen.

Die Aufgabe war also, zwei erfahrene Taucher zu guiden. Martin und Adriana liessen sich dafür allerlei Blödsinn einfallen, um mich zu testen. Angefangen hat es beim Abtauchen, als sich bei Adriana der Inflatorschlauch gelöst hatte und ich es merken musste und ihr dabei helfen musste, ihn wieder am Jacket anzuschließen. Dann haben sie hin und wieder getroedelt, sodass ich aufpassen musste, dass ich sie nicht aus dem Blick verliere, weil ich weiter tauche. Das kann an einer Steilwand mit schlechter Sicht schnell passieren, wenn man um eine Ecke herum taucht. Dann musste ich Martin davon abbringen, eine Flunder im Sand mit seinem Stab aufzuspiessen. Ein paar Minuten später – ich suchte gerade nach etwas, was ich zeigen kann – drehe ich mich zu den zweien um und sehe, dass Martin kontrolliert „abstürzt“. Er hatte sich von der Steilwand entfernt und sich in Blauwasser sinken lassen. Mir ist fast das Herz stehen geblieben, merkte dann aber, dass das auch nur ein Test ist. Ich machte Lärm und gab ihm Signale, wieder aufzusteigen. Martin und Adriana hatten glaube ich einen Heidenspass damit, sich alkerlei herausforderungen für mich einfallen zu lassen. Für mich war es eine sehr gute Übung, mich auf verschiedene Situationen einzustellen. Gekrönt wurde der Tauchgang von ein paar tollen Schnecken und einem Steinfisch auf 2,5 Metern, was sehr ungewöhnlich ist.

Von Tag zu Tag bekomme ich nun mehr Sicherheit und merke, dass ich auch in außergewöhnlichen Situationen ruhig bleiben kann, was für das Divemaster-Training extrem wichtig ist.

Ab morgen sind wir für eine Woche fast allein auf der Basis, nur Dimitri, ein Schweizer der sich auch ein paar Monate Auszeit genommen hat, ist noch da und macht die Ausvildung zum Rescuediver. Vermutlich darf ich dann das Opfer spielen, das geborgen werden muss…

 

 

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